„Ab jetzt ist nichts mehr, wie es war…“
Es war ein Arbeitstreffen der Schulsozialarbeiter*innen aus Schwerin, das mich dazu bewog, Kontakt zur Initiative "first togetherness", einer vom "Bündnis für Demokratie und Toleranz" ausgezeichneten Initiative, aufzunehmen.
Der Gründer dieser Initiative, Christoph Rickels, wurde vor vierzehn Jahren Opfer einer Gewalttat. Er erzählt nun Schüler*innen, wie es dazu kommen konnte.
An drei Tagen im Oktober berichtete Christoph vor insgesamt zehn Klassen der Klassenstufe sieben bis neun an unserer Schule, was im September 2007 geschah, warum er vier Monate im Koma lag und warum er seit diesem "einen Augenblick" zu einem schwerbehinderten Menschen wurde.
Das, was dieses Gewaltpräventionsprojekt an den Schulen so einzigartig machte, war der Mensch Christoph Rickels. Er sprach offen und ehrlich zu und mit den Schüler*innen. Es war tatsächlich nur der eine sekundenschnelle Schlag, der für immer zwei Leben zerstörte - das Leben des Opfers und das des Täters.
Das Zeigen realer Aufnahmen der Überwachungskamera der Diskothek, in der die Gewalttat stattfand, untermauerte seine Erzählungen. Alle sahen: was Christoph erzählte, ist wirklich passiert.
Der Ernst des Themas wurde den Schüler*innen durch die sichtbare spastische Lähmung und die hörbare Sprachbehinderung, mit der Christoph leben muss, deutlich.
Die Schüler*innen wurden während des gesamten Vortrages eingebunden und durften jegliche Fragen stellen. Eine Vielzahl der teilnehmenden Schüler*innen war sichtlich emotional bewegt.
Aber auch Christoph stellte Fragen, wie: "Was bedeutet eigentlich das Wort Bewährung?"
Ehrlich erzählte Christoph, dass auch er bis zu diesem Vorfall dachte, es sei cool, zuzuschlagen. Auch er war in seinem früheren Leben in bestimmten Situationen ein Täter.
Die Grundaussage dieses Projekts konnten an diesen drei Tagen alle deutlich spüren und hören:
"Bleib bei Dir selbst!", "Überlege, was eigentlich cool ist!" und "Man erntet, was man sät".
Für die Einblicke in sein Leben sagen wir: Danke, lieber Christoph…
...und danke an den Landesrat für Kriminalitätsvorbeugung Mecklenburg-Vorpommern, der dieses Projekt finanziell unterstützte. Gut abgestimmte Planungen zwischen der Schulleitung und der Schulsozialarbeit trugen zum Gelingen der beeindruckenden Projekttage bei.
Constanze Luther
Schulsozialarbeit an der Regionalen Schule "Werner von Siemens"
Die Maßnahme Nr. ESF/14-SM-C13-0008/21 "Schulsozialarbeit " wird aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und aus Mitteln der Landeshauptstadt Schwerin gefördert.